Krampfadern behandeln, ohne die Stammvene zu entfernen?

Die am häufigsten angewandten Eingriffe im Rahmen der Behandlung von Krampfadern sehen das Entfernen oder Ausschalten der Stammvene (der Vena saphena magna bzw. der Vena saphena parva) vor, sind jedoch deshalb nicht effizienter. Die CHIVA-Behandlung dagegen erhält die Stammvene und deren Funktion. Weitere Vorteile der CHIVA-Behandlung sind:
  1. Die ästhetischen Ergebnisse übertreffen diejenigen aller anderer Therapien
  2. Die Vena saphena magna kann später als Lebensretterin in einer eventuellen Bypass-Operation am Herzen verwendet werden
  3. Geringeres Wiederauftreten von Krampfadern im Abstand von 10 Jahren nach der CHIVA-Operation
  4. Der Eingriff kann in örtlicher Betäubung durchgeführt werden; fast keine postoperativen Schmerzen; fast keine Verletzungen der Weichteile; die Dauer beträgt circa 30 Minuten; der Patient kann sofort laufen und nach kurzer Zeit nach Hause gehen.
  5. Die Stammvenen sind von lebenswichtiger Bedeutung im Falle eines Verschlusses der tiefen Venen (z.B. bei einer Thrombose) und können in dieser Situation einen besseren Venenrückfluss gewährleisten.

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     Das Stripping (Ziehen) entfernt die Stammvene; Hitzemethoden wie Laser und Radiowelle „verbrennen“ sie bei Temperaturen von 85 bis 120 Grad; die ClariVein®-Methode füllt sie mit Schaum und die Superglue-Methode verschließt sie mit einem 'Superkleber'.     

Was ist CHIVA

Die CHIVA-Methode wurde 1988 von Dr.Claude Franceschi in Paris entwickelt. Das Akronym CHIVA steht für „Cure Conservatrice et Hémodynamique de l'Insuffisance Veineuse en Ambulatoire“ („ambulante, venenerhaltende, Blutfluss korrigierende Behandlung der Veneninsuffizienz“):
  • Venenerhaltend: da die Stammvene nicht entfernt wird.
  • Blutfluss korrigierend: da sie den „richtigen“ Blutfluss in den Stammvenen wiederherstellt.
  • Veneninsuffizienz: da CHIVA sowohl die Krampfadern als auch andere Krankheiten des venösen Blutkreislaufs behandelt, bei denen andere Methoden nutzlos oder sogar schädlich sind.
  • Ambulant: da sie in örtlicher Betäubung durchgeführt wird, von kurzer Dauer ist und dem Patienten ermöglicht, kurz nach Ende des Eingriffs laufend nach Hause zu gehen.

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     CHIVA besteht darin, unter Erhaltung der Stammvene das Blut von den kranken Venen auf die gesunden Venen umzuverteilen. Dieses Ergebnis wird erzielt, indem an strategischen Stellen „Umleitungen“ durchgeführt werden. Die Wahl dieser Stellen erfolgt nach einer ausführlichen Ultraschalluntersuchung der Krampfadern.     

Die Erfahrung des Phlebologie-Facharztes in der CHIVA-Behandlung

Die Resultate einer CHIVA-Operation sind nur dann optimal, wenn sie von einem Arzt mit CHIVA-Erfahrung durchgeführt wird. Die CHIVA-Methode ist eine Behandlungsstrategie, die auf die Krampfadern des Patienten abgestimmt werden muss und eine präzise Kartographie der Varizen erfordert. Die Ergebnisse hängen ab von der klugen, mit Feingefühl getroffenen Wahl der besten therapeutischen Strategie für den jeweils vorliegenden klinischen Fall. Im Gegensatz dazu bestehen die zerstörerischen Methoden, deren einziger Zweck die Entfernung der Stammvenen ist, in einer Reihe von Standardhandgriffen, die einfach Patient für Patient wiederholt werden.

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     Die CHIVA-Methode kann, wenn sie in erfahrenen Händen liegt, scheinbar komplexe Situationen mit einfachen therapeutischen Handgriffen lösen. Mein Motto nach jahrelanger Erfahrung lautet: „das bestmögliche Ergebnis mit dem geringstmöglichen Eingriff zu erreichen“.     

Die Vena saphena magna als Lebensretterin für eine Bypass-Operation

Die Vena saphena magna kann für die Durchführung einer Bypass-OP verwendet werden, indem man sie anstelle synthetischer Materialien einsetzt. Dadurch erzielt man bessere Ergebnisse sowohl bei Bypass-OPs am Herzen (Koronararterien-Bypass) als auch bei Bypass-OPs am Bein. Es entspricht nicht der Wahrheit, dass – wie es die Verfechter der zerstörerischen Methoden behaupten – die Stammvenen nicht für einen Bypass verwendet werden können, wenn sie krank sind. Ganz im Gegenteil ist das Fehlen der Klappen ein Vorteil, denn in den Arterien gibt es keine Klappen.

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     In Frankreich gibt es ein Unternehmen, das die mit dem Stripping-Verfahren entfernten Stammvenen aufkauft und an Stationen für Herzchirurgie weiterverkauft, welche sie als bioprothetisches Material einsetzen [www.bioprotec.fr ].     

Krampfadern: Eingriffe im Vergleich

Das Für und Wider verschiedener operativer Krampfadereingriffe
FolgenCHIVAStrippingLaserRadiowelleMullerASVAL
Wenige Narben JA JA NEIN JA NEIN NEIN
Kleine Narben JA JA JA JA JA JA
Keine Blutergüsse JA NEIN JA JA NEIN NEIN
Keine Nervenschäden JA NEIN NEIN NEIN JA JA
Keine Schädigung von Lymphgefäßen JA NEIN JA JA JA JA
Schnelle Heilung JA NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN
Keine Schmerzen während JA JA JA JA JA JA
Keine Schmerzen danach JA NEINNEIN NEIN NEIN NEIN
Örtliche Betäubung JA NEIN NEIN NEIN JA JA
Sofortiges Laufen JA NEIN JA JA JA JA

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     Die Patienteninformation und Einverständniserklärung (in Italien „consenso informato“, „informiertes Einverständnis“) sollte dem Patienten sämtliche Eingriffe veranschaulichen und darauf hinweisen, dass die Stammvene gerettet und später für einen lebensrettenden Eingriff verwendet werden kann und dass die CHIVA-Methode die besten Ergebnisse bei der 10-Jahres-Nachuntersuchung erzielt.     

3 Gründe für das Nichtentfernen der Stammvene

  1. Es garantiert die Entstauung der Weichteile: Die Funktion der Stammvenen, das Blut aus den oberflächlichen Venen zu sammeln (weshalb sie auch Sammelvenen genannt werden) und es an die tiefen Venen weiterzuleiten, wird sowohl bei der Entfernung der Stammvenen als auch bei ihrem Verschluss mittels Laser oder anderer Methoden außer Kraft gesetzt. Das bewirkt Schwierigkeiten beim Ablaufen des Blutes, was wiederum zur Bildung von Kapillaren („Besenreißern“), blauen Adern und kleinen Krampfadern an Stellen führt, an denen vor dem Eingriff nichts war.
  2. Es vereinfacht die Behandlung neuer Krampfadern, die sich eventuell nach dem Eingriff bilden: Wir nennen zwei Beispiele:
    1. Eine Frau wird nach dem Eingriff schwanger und aufgrund des erhöhten Blutflusses führt eine Nebenvene vom Becken Blut in die Beine. Bei Fehlen der Stammvene verursacht diese Nebenvene Krampfadern, die eine erneute Behandlung erfordern; doch bei Vorhandensein der Stammvene funktionieren diese wie ein „Anziehungspol“ der Beckenvene und der Blutfluss wird zu den tiefen Venen geleitet - ohne neue Krampfadern, die neu behandelt werden müssen.
    2. Zweites Beispiel: Im Oberschenkel bildet sich eine Verbindungsvene (Perforansvene), die zuvor nicht vorhanden war, d.h. es bildet sich eine Verbindung, die von den tiefen Venen Blut an die Oberfläche führt. Bei Fehlen der Stammvene verursacht die Verbindung neue Krampfadern, die neu operiert werden müssen. Bei Vorhandensein der Stammvene jedoch sammelt diese das von der Verbindungsvene kommende Blut und leitet es in die tiefen Venen, weshalb in diesem Fall kein neuer Eingriff erforderlich wird.
  3. Es ist ein nützlicher „Alternativweg“ bei Verschluss der tiefen Venen: Wenn die tiefen Venen von einer Thrombose „verstopft“ sind, kann das Blut über die Stammvene zum Herzen zurückströmen. Dieser Fluss in den Stammvenen erfolgt auch bei Fehlen der Venenklappen.

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Wissenschaftliche Erkenntnisse, die für CHIVA sprechen

Die CHIVA-Behandlung, d.h. die Blutfluss korrigierende und venenerhaltende Chirurgie, die ich bereits seit 1990 praktiziere, wird validiert von einer Cochrane Review (Übersichtsarbeit der Cochrane Library) sowie von 4 Versuchen der Evidenzklasse Ia, die bei der 10-Jahres-Nachuntersuchung im Vergleich zum Stripping 50% weniger Rückfälle indizieren. Derzeit gilt das Stripping immer noch als der Gold Standard der zerstörerischen Therapien, da seine Ergebnisse diejenigen des Laser-Verfahrens übertreffen. Eine kürzlich verfasste Arbeit vergleicht die CHIVA-Methode direkt mit der Laser-Hitzemethode und schlussfolgert die Überlegenheit der CHIVA-Methode in Bezug auf postoperative Schmerzen und ästhetische Resultate.

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     Die Evidenzbasierte Medizin (EbM) ist eine Heilkunde, die ihre Therapiewahl auf empirische Belege stützt, d.h. auf experimentelle wissenschaftliche Doppelblindstudien und nicht auf Expertenmeinungen. Die angesehensten Beweise für ihre Wirkung sind die Übersichtsarbeit der Cochrane Library und prospektive, randomisierte kontrollierte Studien der Evidenzklasse Ia.     

Ablauf des CHIVA-Eingriffs

Bei der ersten Untersuchung wird eine Kartographie der Krampfadern durchgeführt. Der „Lageplan“ ermöglicht die Festlegung des Eingriffs, der durchgeführt wird. Unmittelbar vor dem Eingriff wird eine neue Kartographie erstellt und auf der Haut werden die Stellen angezeichnet, an denen zu operieren ist. Die Markierung wird von demselben Chirurg durchgeführt, der die Operation vornimmt. Nach erfolgtem Anzeichnen wird der Patient in den Operationssaal begleitet. Dort wird eine Infiltrationsanästhesie (Einspritzen eines örtlichen Betäubungsmittels) nur an den Stellen durchgeführt, an denen operiert werden muss. Nach Abschluss des Eingriffs kann der Patient normal laufen, er braucht keine therapeutischen Kompressionsstrümpfe und es werden auch keine Bandagen bis zum Oberschenkel angelegt. Nach einer Woche werden die Wundnähte entfernt und eine Kontroll-Kartographie der Venen erstellt. Während dieses Zeitraums muss der Patient zu Hause keine Behandlung durchführen.

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Was der Patient nach einem CHIVA-Eingriff tun darf bzw. nicht tun darf
TätigkeitEingriffAm Abend des OperationstagesAm Tag danachEine Woche danach8 Tage danach
Laufen JA JA JA JA JA
Spazieren gehen NEIN JA JA JA JA
Auto fahren NEIN NEIN JA JA JA
Kompressionsstrumpf NEIN NEIN JA JA JA
Normale Beschäftigungen NEIN NEIN JA JA JA
Gewichte heben NEIN NEIN NEIN JA JA
Duschen NEIN NEIN NEIN NEIN JA

Wohin fließt das Blut, wenn die Stammvenen nicht mehr vorhanden sind?

Ohne die Stammvenen muss das Blut direkt von den Nebenvenen zu den tiefen Venen gelangen. Die Stammvenen sind Sammelvenen und gemeinsam mit den Venen, die sie mit dem tiefen Venensystem verbinden, sind sie in der Lage, in allen Situationen einen optimalen Venenrückfluss zu gewährleisten. Wenn die Stammvenen nicht mehr vorhanden sind, muss das Blut einen anderen Weg als den von der Natur vorgesehenen nehmen. Daher entsteht ohne Stammvenen ein Hindernis für das Ablaufen des Blutes. Dieses Hindernis erschafft eine Stauung in den oberflächlichen Weichteilen, die bei einigen Patienten zur Bildung von Kapillaren („Besenreißer“) und retikulären Krampfadern führt.

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     Das durch die Entfernung der Stammvenen verursachte Hindernis für das Ablaufen des Blutes ist für 20% der Rückfälle nach dem Stripping verantwortlich. Diese Rückfälle können nicht erneut operiert werden (denn sind die Stammvenen erst einmal entfernt, können sie nicht wieder implantiert werden).      Tradotto da: Vera Beckamp;
Übersetzt von: Vera Beckamp;
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